Begabungsdiagnostik - wann ist Testen sinnvoll?
Von Eltern hört man häufig die Frage, wann und warum es denn sinnvoll sei, sein Kind auf Hochbegabung testen zu lassen.
Sehr oft fallen Aussagen, wie:
- „Ich will ja nicht, dass mein Kind einen Stempel aufgedrückt bekommt“
- „Ich will nicht, dass es sich besser vorkommt“ oder
- „Es soll sich nicht ‚anders‘ vorkommen, es soll dazugehören und sich in die Gruppe einfügen“.
Frühe Hinweise aus dem Kindergarten auf eine höhere Begabung werden leider oftmals ignoriert. Zum Teil aus den oben angegebenen Gründen oder wegen schlechter Erfahrungen aus der eigenen Kindheit. Oder schlicht und einfach aus Unwissenheit.
Wann ist Testen grundsätzlich sinnvoll?
Eine gute Begabungsdiagnostik liefert wichtige Informationen, welche beitragen können, Verhaltensauffälligkeiten oder schwierige Situationen zu klären.
Die Begabungsdiagnostik ist grundsätzlich von einer 'Entwicklungsdiagnostik' zu unterscheiden. Letztere stellt in Österreich eine fachübergreifende Untersuchung dar, die von Pädiatrie, Psychologie und Frühförderung getragen wird. Sie soll sicherstellen, dass Kinder mit Entwicklungsauffälligkeiten möglichst früh passende Unterstützung erhalten.
Bei einer Begabungsdiagnostik geht es darum festzustellen, ob ein Kind überdurchschnittlich oder hochbegabt ist – wird das nicht erkannt, kann es im Kindergarten oder in der Schule ebenfalls zu deutlichen Verhaltensauffälligkeiten kommen.
Spätestens in der Schule ist es wichtig, genau auf Auffälligkeiten zu achten. Vielfach werden begabte Kinder als verhaltensauffällig, unsozial, unmotiviert, vergesslich oder verträumt eingestuft. Im schlimmsten Falle sehen sich diese Kinder, wie auch die Eltern, früh mit allen möglichen Diagnosen konfrontiert.
Dies geschieht meist aus einem Unverständnis gegenüber (eigentlich) typischen Verhaltensweisen begabter oder hochbegabter Kinder.
Es macht also durchaus Sinn zu testen, um:
- ein eventuelles Depressions- oder Angstniveau zu evaluieren
- ein Lernproblem wie z.B. Dyslexie (Legasthenie oder ähnliche) zu diagnostizieren
- mit IQ- und Leistungstests herauszufinden, welche Schule infrage kommt
- Probleme wie AD(H)S oder Autismus-Spektrum-Störung oder andere Diagnosen auszuschließen
- und zu vermeiden, dass das Kind als „Sonderschüler“ eingestuft wird oder
- bei Minderleistung in der Schule, sogenanntes „Underachievement“, die Ursache herauszufinden.
Viele Eltern schrecken dennoch vor den Kosten und den Umständen einer Testung zurück, dennoch hat eine Begabungsdiagnostik einen unschätzbaren Vorteil gegenüber einer reinen IQ-Testung.
Was ist der Vorteil das Kind testen zu lassen?
- Eltern haben danach das Gefühl, ihr Kind deutlich besser zu verstehen.
- Eltern fühlen sich besser in der Lage, ihr Kind gut zu unterstützen.
- Eltern (und Kind) kennen das Potenzial und die Ressourcen.
- Eltern gehen selbstbewusster an das Thema Hochbegabung heran und setzen sich bestimmter für Fördermaßnahmen ein.
Dazu ist unbedingt eine umfassende Begabungsdiagnostik erforderlich und nicht nur ein reiner Intelligenztest oder Gruppentest, wie er in manchen Schulen durchgeführt wird.
Lade dir hier mehr Info zum Ablauf einer guten Begabungsdiagnostik herunter. Weiter unten findest du Links zu Adressen.
Wie früh können Intelligenztests durchgeführt werden?
Obwohl manche Tests bereits mit 2 Jahren durchgeführt werden könnten, macht es erfahrungsgemäß mehr Sinn erst mit 4-5 Jahren Diagnostiken durchführen zu lassen, um das Ergebnis ggf. bei der Schulsuche mit einzubeziehen.
Eine Wiederholung empfiehlt sich dann nach ca. 2-3 Jahren, um Vergleiche anstellen zu können und eventuell weitere Schritte für die weiterführende Schule zu planen.
Leben hochbegabte Kinder längere Zeit in einem „unpassenden“ Umfeld, also einer Umgebung, in der sie:
- ihr Potenzial nicht wirklich ausleben können,
- sich zu sehr anpassen und
- ihr wahres Talent verbergen müssen,
dann werden sie zunehmend aggressiv, wütend und demotiviert.
In Kindergarten oder Schule wird derartiges Verhalten oft als Fehlverhalten, mangelnde Erziehung, soziale Unreife uvm. angesehen. Das Kind wird in eine Schublade gesteckt, aus der es ohne Beistand der Eltern, sehr schwer wieder herauskommt.
Eine Begabungsdiagnostik oder ein gut durchgeführter Intelligenztest sind Möglichkeiten, um eine Hochbegabung festzustellen. Doch lassen sich aufgrund bestimmter Verhaltensmerkmale bereits erste Hinweise auf Hochbegabung bzw. erhöhte Intelligenz ablesen - auch ohne Testung: hier findest du mehr darüber.
Wir als BIPP sind in der Wissensvermittlung tätig und führen keine Begabungsdiagnostiken durch! Diese erfolgt durch speziell ausgebildete Psychologen bzw. Psychotherapeuten. Lade dir hier eine (unvollständige) Adressenliste für Deutschland oder für Österreich herunter.
Solltest du jedoch Schwierigkeiten in der Umsetzung von Erziehungstipps und -strategien im Familienleben oder im Schulalltag mit begabten Kindern haben, wende dich gerne an uns.
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