Hochsensibilität bei Kindern: Warum frühes Verstehen wichtiger ist als frühes Diagnostizieren
Immer früher erhalten Kinder heute Diagnosen wie ADHS oder Autismus. Doch was, wenn ein Kind einfach nur hochsensibel ist? In diesem Blogartikel erkläre ich, warum Hochsensibilität kein Krankheitsbild, sondern ein bedeutsames Persönlichkeitsmerkmal ist – und warum es gerade jetzt wichtig ist, dieses frühzeitig zu erkennen.
Hochsensibilität – ein oft übersehenes Persönlichkeitsmerkmal
Hochsensibilität ist keine Erfindung der modernen Erziehungsliteratur, sondern ein wissenschaftlich beschriebener Wesenszug. Die Psychologin Elaine N. Aron prägte den Begriff in den 1990er-Jahren und beschrieb damit eine erhöhte Form der Reizverarbeitung. Hochsensible Kinder nehmen Sinneseindrücke, Stimmungen und soziale Signale intensiver wahr. Sie denken tiefer, fühlen stärker und reagieren schneller auf Veränderungen im Innen und Außen.
Ungefähr 20 % aller Menschen sind hochsensibel – unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder Umfeld. Und doch wird dieser Wesenszug in keiner pädagogischen, medizinischen oder psychologischen Grundausbildung systematisch vermittelt.
Diagnosen immer früher – und oft vorschnell
Was passiert, wenn ein hochsensibles Kind nicht als solches erkannt wird?
Es wird schnell als „auffällig“ eingestuft: zu still, zu laut, zu empfindlich, zu verträumt. In einem Bildungssystem, das auf Normierung und Vergleich basiert, wirken hochsensible Kinder oft wie Abweichungen – und geraten damit in die Nähe von Diagnosen, die eigentlich gar nicht zutreffen.
Dass dies immer früher passiert, zeigt die Forschung:
Eine internationale Studie (Lauritsen et al., 2014) konnte nachweisen, dass das Diagnosealter bei neurodivergenten Kindern stetig sinkt – vor allem bei Autismus und ADHS. Viele Kinder erhalten bereits im Kindergartenalter eine erste psychologische oder psychiatrische Einordnung.
Das mag in manchen Fällen hilfreich sein – in anderen aber kann es dazu führen, dass hochsensible Kinder falsch etikettiert und fehlgeleitet werden. Sie verlieren Vertrauen in sich selbst, erleben sich als „zu viel“ oder „nicht richtig“ – obwohl sie einfach nur anders sind.

Hochsensibilität ist keine Störung – sondern ein Entwicklungsschatz
Hochsensibilität ist nicht krankhaft. Sie ist nicht behandlungsbedürftig, nicht therapiebedürftig, nicht diagnostizierbar im medizinischen Sinn. Und gerade deshalb ist es so wichtig, sie frühzeitig zu erkennen:
damit Kinder sich selbst besser verstehen
damit Eltern nicht verunsichert werden
damit Pädagog*innen nicht vorschnell „Handlungsbedarf“ sehen
und damit das System Kindergartens und Schule Raum für Vielfalt schafft
Was es jetzt braucht: Wissen, Verständnis und Begleitung
Eltern, Pädagog*innen und psychosoziale Fachkräfte sind gefordert, die feinen Signale hochsensibler Kinder zu erkennen – bevor der Weg in Richtung „Therapie“ oder „Sonderpädagogik“ eingeschlagen wird. Nicht weil Diagnosen per se schlecht sind, sondern weil sie nicht immer nötig sind.
Hochsensible Kinder brauchen keine Etikettierung – sie brauchen Feinfühligkeit, Wissen und Raum zur Entfaltung.
Genau hier setzt mein Lehrgang zur Hochsensibilität an, der zweimal im Jahr startet. Er bietet dir fundiertes Wissen, praktische Werkzeuge und vor allem: einen neuen Blick auf das, was oft übersehen wird.
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Hochsensibilität braucht Aufmerksamkeit, nicht Abwertung
Hochsensible Kinder fordern uns – aber sie bereichern uns auch. Sie zeigen uns, was es heißt, die Welt intensiv zu erleben. Je früher wir das erkennen, desto besser können wir sie stärken, begleiten und schützen – bevor aus Besonderheit ein vermeintliches „Problem“ wird.
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